Wie die Passauer Neue Presse am 22. Nov. 2024 berichtet, wurde nun die Artothek des Bezirks Niederbayern eingeweiht.
„Kunst zum Ausleihen für zu Hause in der neuen Artothek des Bezirks Niederbayern
Wie in einer Bibliothek kann sich jeder das passende Gemälde für bis zu sechs Monate für zu Hause ausleihen in der neuen Artothek des Bezirks Niederbayern – kostenlos, gegen Vorlage des Personalausweises. Jetzt wurde das rund 1,1 Millionen Euro teure Projekt auf dem Gelände des Bezirksklinikums Mainkofen bei Deggendorf eingeweiht.
Mit einer fließenden Bewegung schiebt Anette Röhr eine Trennwand aus Metall in der neuen Artothek auf dem Gelände des Bezirksklinikum Mainkofen im Landkreis Deggendorf beiseite. Die Projektleiterin gibt den Blick frei auf die Kunstwerke, die dort befestigt sind. Sie sind alle zu haben – ein Linolschnitt von Marlene Reidel, der Landshut unter einer schwarzen Gewitterwolke zeigt, ein Aquarell von Alois Koch mit verschwimmenden Farben.
Wie eine Bücherei mit Bildern
Wer in das historische Gebäude kommt, der findet hier kein Museum. Wie in einer Bibliothek kann sich jeder das passende Gemälde für bis zu sechs Monate für zu Hause ausleihen – kostenlos, gegen Vorlage des Personalausweises. Das System funktioniert wie bei einer Bücherei. Gestern wurde das rund 1,1 Millionen Euro teure Projekt des Bezirkes Niederbayern eingeweiht.
Hubert Huber, Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler in Niederbayern, blickt auf die Skulptur „Eiswürfel“ von Clemens Hutter, und ihm ist dennoch warm ums Herz. Er strahlt. Mit der Artothek ging sein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, eine „Bibliothek der Kunstwerke“ in Niederbayern zu etablieren. „Es gab in Passau schon einmal so etwas, aber da steckte ein Verein dahinter. Ich habe immer gesagt, das muss von der öffentlichen Hand übernommen werden, denn wenn ein Verein aufhört, dann ist auch das Angebot weg.“
Kunstsammlung des Bezirks zugänglich machen
Beim früheren Bezirksheimatpfleger Max Seefelder rannte der Passauer offene Türen ein, doch bis zur Umsetzung sollte es bis 2019 dauern. Bezirkstagsvizepräsident Thomas Pröckl nahm sich der Sache an. Zusammen mit Seefelder entwickelte er ein Konzept, wie die Kunstsammlung des Bezirks – es werden immer wieder Werke niederbayerischer Künstler angekauft – für die Menschen zugänglich gemacht werden kann. „Hier wird gesammelt, nichts gebunkert“, nennt Pröckl den Leitsatz.
2022 stimmten die Bezirksräte mit einer Gegenstimme für den Aufbau einer Artothek. Ein passendes Gebäude war schnell gefunden: „D2“ lautet das Mainkofen-Kürzel für das historische Haus, das seit seiner Erbauung 1911 vom Reservelazarett bis zum Kibbuz schon alles Mögliche war. In der liebevoll restaurierten Villa begrüßen nun die großflächigen und regenbogenfarbenen „Bubbles“ von Simone Hamann ebenso die Besucher wie gegenständliche Werke wie Gerhard Steppes-Michels Landschaftsbild „Am Schachten“. Sie hängen teils wie in einer Galerie, teils wie in einem Depot und warten auf temporäre Abnehmer. „Wir beraten auch gerne, was zu Hause dazu passt und wie die Räume daheim bespielt werden kann“, erklärt Projektleiterin Anette Röhr.
Am Samstag ist Tag der offenen Tür
Laut Bezirksheimatpfleger Clemens Knobling sollen Künstler und Verbände einbezogen werden. Bald sollen unter dem Dach von „D2“ auch Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und Workshops stattfinden. Die „Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung“ stellt ihre Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung, ebenso der Deggendorfer Kreisheimatpfleger Florian Jung und Malerin Beate Rose aus der Künstlerfamilie Reidel.
Die mehreren hundert Kunstwerke können online entdeckt werden. „Man wird schnell sein müssen, um sein Wunschkunstwerk zu ergattern“, glaubt Lorenz Angermann, Leiter der Bezirksverwaltung. Aber jede Skulptur, jedes Bild, jede Fotografie kommt zurück. Es ist ein Kunstgenuss auf Zeit.
• Tag der offenen Tür Sa., 23.11., 13-17 Uhr, Gelände des Bezirksklinikum Mainkofen, Haus D2
• Alle Werke entdecken auf www.arthothek-niederbayern.de