Artothek Waldshut vor dem Aus?

Der Südkurier berichtet am 11. Apr. 2025 über die Kontroverse der Waldshuter Artothek …

„Artothek: Sind die Tage der Kunst-Ausleihe für Jedermann gezählt?

Nach drei Jahren stößt die Bilanz des Pilotprojekts Artothek im Gemeinderat auf verhaltenes Echo. Die Einrichtung könnte in dieser Form bald Geschichte sein, denn die Räume werden anderweitig benötigt.

Kulturamtsleiterin Kerstin Simon und Mitarbeiter Michael Rudigier zeigen die „Motorhaube Renault 20“ von Santhori, die Teil einer ...
Kulturamtsleiterin Kerstin Simon und Mitarbeiter Michael Rudigier zeigen die „Motorhaube Renault 20“ von Santhori, die Teil einer Ausstellung in der Artothek im vergangenen Herbst war. Die Einrichtung gibt es seit drei Jahren. Beim Weiterbetrieb fährt die Stadt „auf Sicht“.

Echte Kunst für alle zugänglich zu machen, anstatt sie in einem Lager verstauben zu lassen. Mit diesem Ziel ist die Artothek vor drei Jahren an den Start gegangen. Nach Ende der Pilotphase wird das Projekt im Gemeinderat durchaus kontrovers betrachtet. Das Angebot soll aber in der jetzigen Form voraussichtlich noch zwei Jahre weiterlaufen. Dann werden die Räumlichkeiten in der Mozartstraße als Ausweichquartier für den benachbarten Kindergarten St. Christophorus benötigt, wie Oberbürgermeister Martin Gruner erklärte.

79 Kunst-Ausleihen in drei Jahren

Die Artothek war zunächst ein aus der Not geborenes Angebot. In der Corona-Zeit sollte Kunstbegeisterten Gelegenheit gegeben werden, Kunstwerke nach Hause zu holen, wodurch zugleich die zunehmenden Platzprobleme im Lager der städtischen Kunstsammlung entschärft wurden, erinnerte Kulturamtsleiterin Kerstin Simon in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Inzwischen habe sich die Artothek im Hausmeisterhaus der Theodor-Heuss-Schule aber durchaus passabel etabliert: Acht Ausstellungen hat es in den vergangenen Jahren gegeben, im Schnitt seien diese von 130 Menschen besucht worden. Etliche Besuche von Schulklassen, Kindergärten und anderen Einrichtungen hätten der Zielsetzung Rechnung getragen, niederschwellige Kunstvermittlung zu ermöglichen.

79 Kunstwerke seien jeweils für ein Jahr ausgeliehen worden. Gemietet haben sowohl Privatleute als auch Firmen. „Erfreulich ist, dass auch die Zahl der Kunstschenkungen im Lauf der Zeit zugenommen hat“, so Simon weiter. Durch die Ausleihen seien 1200 Euro pro Jahr eingenommen worden. Dem stehen laut Simon aber auch Kosten in Höhe von 2200 Euro für Heizung und Strom gegenüber.

Im Lauf der Zeit seien auch weitere Nutzer mit in das Haus in der Mozartstraße eingezogen. Im Keller wurden Lagermöglichkeiten for den Freundeskreis Städtepartnerschaft geschaffen. Auch die Schulsozialarbeit der Theodor-Heuss-Schule ist Anfang des Jahres in die Artothek mit eingezogen.

Kontroverse Reaktionen aus dem Gemeinderat

Die Lage der Artothek wird von einigen Mitgliedern als Teil des Problems gesehen. Die Einrichtung in der Mozartstraße befindet sich in ...
Die Lage der Artothek wird von einigen Mitgliedern als Teil des Problems gesehen. Die Einrichtung in der Mozartstraße befindet sich in Randlage, was sich auch an der Zahl der Nutzer bemerkbar macht. | Bild: Völk, Melanie

„Ich finde die Bilanz nicht gerade berauschend“, kommentierte Harald Würtenberger (FW) die Darstellung der Kulturamtsleiterin. „Zu teuer, zu wenig Zuspruch“ – im Grunde gebe es keinen Grund, die Einrichtung weiterzubetreiben, so Würtenbergers Verdikt. Denn zu den Energiekosten müssten auch noch Personalkosten sowie der Ausfall möglicher Mieteinnahmen hinzugerechnet werden.

Die Grünen-Fraktion sah dies vollkommen anders: „Kunst ist immer ein Zuschussgeschäft“, konstatierte Petra Thyen. Dennoch sprach sie sich für den Weiterbetrieb der Einrichtung aus. Ihre Fraktionskollegin Claudia Linke schlug unterdessen vor, die Artothek in die Innenstadt zu verlegen: „Kultur gehört in die Stadt.“ Abgesehen von der Belebung eines leerstehenden Geschäfts böten sich auch ganz andere Möglichkeiten. Insbesondere sei eine stärkere Frequenz zu erwarten wie am jetzigen Standort in Randlage.

Für den Erhalt der Einrichtung spach sich auch Silvia Schelb (SPD) aus. Die Artothek erweise sich als gute Einrichtung, mit der Mehrfachnutzung sei zudem eine passable Lösung gefunden.“

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