Die Rheinische Post berichtet am 11. Juni 2025 über den Andrang bei der Verkaufsaktion von Bayer Leverkusen.
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Schlange stehen am Einlass, Schlange stehen beim Auschecken – das Interesse am Kunstverkauf im Bayer-Erholungshaus zu Gunsten vom PalliLev-Hospiz ist riesengroß.
VON MONIKA KLEIN
„LEVERKUSEN Bevor am Mittwoch pünktlich um 12 Uhr der Eingang des Erholungshauses geöffnet wurde, warteten schon viele Besucher vor der Tür. Wahrscheinlich die meisten der 200 Ticketinhaber, die online den Slot von 12 bis 14 Uhr am zweiten Tag der ungewöhnlichen Benefiz-Verkaufsaktion „Kunst für alle“gebucht hatten. Jede Eintrittskarte kostet 50 Euro, die für das PalliLev Hospizzentrum bestimmt sind. Dafür darf man je ein Kunstwerk mitnehmen. Bayer Kultur hat 2000 Werke aus der eigenen Artothek aussortiert, die schon lange nicht mehr ausgeliehen waren und ihr Dasein im Depot fristen. In doppelter Reihe waren Gemälde, Zeichnungen, Fotografien oder Grafiken in den Foyers ausgebreitet – unsortiert, mit und ohne Rahmen. Sobald der Weg freigegeben war, stürmten die Menschen ins Haus, um nach ihrem persönlichen Lieblingsbild zu suchen. Die meisten klemmten sich schonmal die erste Wahl unter den Arm. Das hatten die Kunstkäufer dann vorerst sicher, während sie in aller Ruhe die Reihen abwanderten, um vielleicht doch noch etwas besseres zu entdecken. Da wurde dann wild getauscht, die Objekte wechselten den Standort. Und manchmal wurde auch verhandelt.
Maria Diller war mit ihrem Mann aus St. Augustin angereist, sie hatte einen TV-Beitrag über „Kunst für alle“gesehen und sofort online zwei 50-Euro-Tickets gekauft. „Ich finde, das ist eine tolle Aktion“, sagt sie. „Vor allem weil der Erlös für das Hospiz bestimmt ist.“Sie sah es in erster Linie als Spendenaktion. Dass sie jetzt noch ein farbenfrohes Aquarell auf handgeschöpftem Papier mitnehmen konnte, freute sie besonders. Eigentlich hatten sie und ihr Mann sich für ein anderes, etwas größeres Bild entschieden, aber da waren sie eine Sekunde zu spät. Ein anderer war schneller. Sie nahm es gelassen und suchte sich ein anderes Werk.
Das Team von Bayer Kultur hatte solche Situationen im Vorfeld durchgespielt und überlegt, wie sich am besten vermitteln lässt, wenn zwei Leute Anspruch auf dasselbe Kunstwerk erheben. Notfalls mit Hilfe eines Würfels, den Pressesprecherin Carolin Siebert in der Hosentasche mit sich trug, der aber bis Mittwoch noch nicht zum Einsatz kam. Besuchern, die erst später gekommen waren und nach einer Stunde kaum noch Auswahl hatten, bot man an, in einem anderen Zeitfenster wiederzukommen, wenn die Regale wieder nachgefüllt sind. Das passiert nach jeder zweistündigen Verkaufseinheit. Andrea Peters, Kunsthistorikerin bei Bayer Kultur, hat darauf geachtet, dass es bis zum letzten Tag, dem 20. Juni, eine breite Auswahl an Stilen und Techniken, sowie Skulpturen geben wird. Einige waren so schwer, dass sie nur mit Hilfe von Technikpersonal im Lastenaufzug abtransportiert werden konnten.
Härtetest war der Start der Aktion am Dienstagmittag. Denn der erste Aufbau war bereits am Pfingstmontag beim Konzert des Bayer Blasorchesters zu sehen, so dass die Besucher bei dieser Preview bereits ihre Auswahl treffen konnten. Die stürmten dann bei Öffnung zielstrebig zu den entsprechenden Plätzen, und schon eine Viertelstunde später bildete sich eine lange Schlange vor dem Ausgang, wo man vor dem Auschecken eine Karte mit Informationen über das ausgewählte Werk erhielt. Ursprünglich sollte es die Möglichkeit geben, noch ein weiteres Ticket nachzukaufen, sollte man mehr als eine Arbeit finden. Das ließ sich aber wegen des großen Interesses gar nicht realisieren. Mehr als 1500 Tickets sollten nicht verkauft werden, um sicherzustellen, dass auch für die Kunden am letzten Tag noch genügend Auswahl da ist. Und die waren bereits vor einer Woche alle weg.“