Die SüdwestPresse berichtete am 07. Dez. 2025 über die 40. Artothek des Zollernalbkreis …

„Die 40. Artothek des Zollernalbkreis ist am Sonntagvormittag vor großem Publikum eröffnet worden. Noch eine Woche ist die Schau in der Hechinger Villa Eugenia zu sehen.
Sich ein Bild von der Kunst machen – wer diese Gelegenheit nutzen wollte am Sonntag bei der Vernissage zur Artothek in der Hechinger Villa Eugenia, der musste sich beeilen. Zum einen herrschte enormer Andrang, sodass nur diejenigen einen ruhigen Blick auf die Werke genießen konnten, die schon früh gekommen waren. Dazu kam: Am Ende der Veranstaltung fehlten bereits einige Kunstwerke an den Wänden. Gekauft, ausgeliehen und einfach mitgenommen.
In Panik verfiel niemand angesichts des Bilderschwunds. Immerhin ist es bereits die 40. Artothek, die der Landkreis veranstaltet, und da wissen die allermeisten: Bei dieser Schau ist es normal, dass die Kunstwerke, die gekauft oder ausgeliehen wurden, direkt mit nach Hause genommen werden. Abgehängt und fachgerecht eingepackt werden sie übrigens von Mitarbeitern des Landratsamts.
Und wer sich die Schau in der Villa Eugenia noch ansehen will, findet immer noch genügend Kunst für einen spannenden Rundgang vor. Geöffnet ist die Schau von Montag, 8., bis Freitag, 12. Dezember, von 16 bis 18 Uhr sowie am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Dezember, von 15 bis 17 Uhr.
Was dort zu sehen ist, hatte eine fachkundige Jury des Landratsamts in den Tagen zuvor unter den vielen Einsendungen ausgewählt. Übrig blieben 108 Werke von 53 Kunstschaffenden. „Schwer“ sei diese Auswahl gefallen, erklärte Kreisarchivar Uwe Folwarczny, der organisatorisch die Federführung hatte. Das Ergebnis lässt sich buchstäblich sehen. Auch in diesem Jahr wurde wieder mutig die Brücke geschlagen zwischen Werken bekannter Kunstschaffender, die eher an dem kunstakademischen Normenkanon der Abstraktion und Verfremdung orientiert sind, und Bildern, die aus möglicherweise weniger reflektierter, aber zu Herzen gehender Malfreude entstanden sind und vielleicht gerade deshalb auch beeindrucken. In der Vernissage fanden all diese Ansätze ihre Fans. Eine unstrittige Definition von Kunst wird es wohl niemals geben.
Die gekauften oder ausgeliehenen Arbeiten wurden direkt an Ort und Stelle von Landkreis-Mitarbeitenden eingepackt und durften mit nach Hause genommen werden.Klaus Stopper
Und genau abgrenzen lassen sich Kunstkategorien ohnehin nicht. Sind die lebhaften Farbfelder von Joachim Wörner nicht auch irgendwie Landschaften? Stellt das von Sabine Wilhelm-Stötzer gemalte Motiv Volo eines Männleins, das über eine Art Sonne läuft, etwas Reales dar? Und ist andererseits die vor einem Blattgold-Himmel hingegossene Landschaft von Stefan Luithardt nicht einfach nur eine schwarze Masse, die man eben als Landschaft liest, weil der Bildertitel „landscape“ heißt? Viele Fragen
Eindeutig fiel das Vernissage-Urteil dagegen zur musikalischen Umrahmung durch Hannah Belser und Emma Bausinger aus. Die zwölfjährigen Saxophonistinnen spielten atemberaubend gut. In seiner Begrüßung hob Landrat Günther-Martin Pauli hervor, dass auch in den aktuell schwierigen Zeiten immer noch Kunstschaffende kreativ daran arbeiten, für ihre Mitmenschen spannende Seherlebnisse zu gestalten. Er betonte auch, dass er es spannend finde, dass neben den etablierten Namen sich immer wieder auch Neulinge auf das oft sehr kritisch beäugte Parkett der Kunst wagen.
Dass Kunst mehr sei als ein netter Eindruck, dass sie stattdessen durchaus eine politische Dimension hat, führte Bürgermeister Philipp Hahn in seinem Grußwort aus. Er schlug den Bogen zur Duckomenta, die jüngst mit Rekordbesucherzahlen im Landesmuseum zu Ende gegangen ist. Und er ermutigte dazu, sich ein Bild auch einfach mal für ein Jahr auszuleihen und zu sehen, wie sich der Eindruck über so einen Zeitraum hinweg verändere. In seinem Rathaus-Büro hänge ebenfalls jedes Jahr ein anderes Bild. Er könne das nur wärmstens empfehlen.
Cordula Julino, Künstlerin aus Bisingen, setzte am Rednerpunkt den Schlusspunkt mit einem persönlichen Blick darauf, warum sie Kunst macht. Nicht nur deshalb, weil sie schon seit dem Kindergarten darin gut war, dafür Lob erhielt und einfach nie damit aufgehört habe, sondern auch weil man Kunstschaffenden eine teils chaotische Art liebevoll als eine Art Berufskrankheit nachsehe, meinte sie mit strahlendem Lächeln.
Als dann der letzte Ton des abschließenden Musikstücks verklungen war, begann die Verkaufs- und Ausleihphase. Und sofort bildete sich eine ansehnliche Schlange am Ausleihtresen, bald wurden die ersten Bilder durch das dicht gedrängt stehende Publikum in Richtung Einpacktisch getragen. Aber viele nutzten auch die Gelegenheit, sich in der Rotunde der Villa bei leckeren Häppchen und Getränken über die Kunst, das Leben und auch andere Themen zu unterhalten. Es war eine wirklich schöne Art, diesen zweiten Advent in geselliger Runde zu verbringen.“
